Bedrohung ist vielen noch nicht klar

Veröffentlicht am 02.06.2009 in Presseecho
Klima

Robert F. Kennedy jr. rechnet mit der Politik des Obama-Vorgängers George W. Bush ab. Bericht der Waiblinger Kreiszeitung vom 2. Juni zum Remstalforum des SPD Abgeordnten Hermann Scheer in Schorndorf.

Einer grundlegenden Umkehr der Energiepolitik der USA steht nicht nur die mächtige Öllobby im Wege, sondern auch die Kohle- und die Atomindustrie. So das ernüchternde Fazit von Robert F. Kennedy jr. Vielen seiner Landsleute sei überhaupt nicht bewusst, welche Bedrohung von der weltweiten Klimaveränderung ausgeht.

Robert F. Kennedy jr., der Sohn des 1968 im Präsidentschaftswahlkampf ermordeten früheren US-Justizministers und Neffe des 1963 ermordeten Präsidenten John F. Kennedy, sei heute in seiner amerikanischen Heimat als Anwalt für die Umwelt so bekannt, wie es einstens Ralph Nader als Anwalt für die Verbraucher gewesen sei, stellte SPD-Bundestagsabgeordneter Dr. Hermann Scheer seinen „Remstalforum“-Referenten vor.

Wobei sich Scheer auch die Mühe machte, das in englischer Sprache gehaltene Referat immer wieder in zusammenfassender Form zu übersetzen - „Bobbys“ Lob für ihn („Wir sind beide Streiter für dieselbe Sache“) ausgenommen: „Er hat was über mich gesagt, was alles stimmt und was alle wissen.“

Kennedy und Scheer, das zeigte das von mehreren Hundert Menschen besuchte „Remstalforum“ am Freitagabend in der Barbara-Künkelin-Halle auf, sind Brüder im Geiste, wenn es um die Energiepolitik und hierbei um einen Weg von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien geht. Und auch wenn es um die Erkenntnis geht, dass die weltweite Wirtschaftskrise nicht überwunden werden kann, wenn nicht gleichzeitig die globale Ressourcenkrise und das Problem der Klimaveränderung bewältigt werden.

George W. Bush, der bisher schlechteste Präsident der USA, habe in der Umwelt- und Energiepolitik versagt, sagte Kennedy – ob sein Nachfolger Barack Obama die Kraft für einen grundlegenden Wandel aufbringt, ließ er mehr oder minder offen. Wenn den meisten seiner Landsleute gar nicht so klar sei, was die Stunde eigentlich geschlagen habe, liege das nämlich nicht nur an dem in den USA anhaltenden Trend des Desinteresses und der Entpolitisierung, sondern an der Macht der Ölindustrie.

Die, so Kennedy, werde nicht nur mit Hunderten von Milliarden direkt subventioniert, sondern auch indirekt. Allein die Kosten des Irak-Engagements, bei dem es letztlich ja nur um die Sicherung der Öleinfuhren gehe, addiere sich in 20 Jahren auf über vier Billionen Dollar.

Aber auch Nuklear- und Kohleindustrie hätten die Politik fest im Griff, so Kennedy. Dabei habe der Kohleabbau massive negative Auswirkungen. Nicht nur weil in den Appalachen mit täglich 250 Tonnen Dynamit ganze Berge in die Luft gesprengt würden, sondern weil dabei anfallende kohlenhaltige Erde zum Straßenbau im gesamten Land verwendet werde und die Kohlepartikel Menschen krank machten und das Grundwasser verseuchten. Dabei gebe es wegen des Einsatzes teurer Maschinen heute nur noch 11 000 Beschäftigte im Kohlebergbau gegenüber noch 150 000 vor über 20 Jahren. „Einige wenige profitieren, alle anderen haben die negativen Folgen zu tragen“, so Kennedy.

Dabei, so der vom Time-Magazin zum „Hero for the Planet“ gekürte Umweltaktivist, hätten die USA beste Voraussetzungen, binnen weniger Jahre von fossilen Energieträgern und damit auch von Ölimporten unabhängig zu werden, denn Geothermie, Sonnenenergie und Windkraft stünden reichlich bereit, notwendig sei nur der Bau eines Einspeise- und Verteilernetzes.

Aber auch die Energieeinsparmöglichkeiten müssten endlich gefördert werden. An der Finanzierung dürfte dieses 1,3-Billionen-Dollar-Projekt nicht scheitern, bedenke man, dass die USA allein für Ölimporte jährlich 700 Milliarden aufwendeten. Und dass sein Land fähig sei, gigantische Herausforderungen zu meistern, habe es im 2. Weltkrieg bewiesen, als es binnen kürzester Zeit eine gigantische Rüstungsindustrie auf die Beine gestellt habe. Und nicht zuletzt hätte eine „grüne Revolution“ auch viele positive Auswirkungen auf die Wirtschaft, wie sich am Beispiel der weltweit führenden deutschen Solarindustrie zeige.

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