Kostenlos und praxisnah: Sprachcafé startet

Veröffentlicht am 11.03.2008 in Presseecho

aus den Schorndorfer Nachrichten vom 11. März 2008 - Auf dem Spielplatz plauschen, einen Extrawunsch in der Pizzaria äußern und mit den Nachbarn die Kehrwoche tauschen - wer die Sprache beherrscht, kann im fremden Land heimisch werden. Weil das vielen Frauen mit Migrationshintergrund schwerfällt, laden vier Schorndorferinnen (davon drei aktive Mitglieder der Schorndorfer SPD) ab 1. April zum Frauen-Sprachcafé ein.

Geballte pädagogische Kompetenz steckt in den vier Damen, die sich der Frauen mit Migrationshintergrund annehmen wollen. Ihre Idee: ein Sprachcafé. In einem ungezwungenen Rahmen sollen die Frauen in der Karl-Wahl-Begegnungsstätte die Gelegenheit bekommen, ihr Deutsch alltagstauglich zu machen. Merve Stöckle, ehemals Schulleiterin der Schlosswallschule, hat die Leitung des Cafés am Dienstag übernommen. Genauso engagiert sind Annelie Schophaus, pensionierte Deutschlehrerin der Grafenbergschule, und Sybille Ernst, die Geschäftführerin des Verbandes für Sprachförderung nach dem Denkendorfer Modell in Baden-Württemberg. Auch SPD-Stadträtin Ursula Kamps, pensionierte Lehrerin und Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt Schorndorf, mischt kräftig mit.

„Mütter mit Migrationshintergrund können oft nur wenig Deutsch sprechen, weil sie viel zu Hause sind“, berichtet Annelie Schohaus. Wenige gehen arbeiten, die engsten Kontakt haben sie zu gleichsprachigen Bekannten. So rosten die Sprachkenntnisse, die sie im Rahmen der Integrationssprachkurse erlangt haben, schnell ein, weiß Klaus Peter Sperr von der Volkshochschule Schorndorf.

Das ist nicht nur für die Integration der Frauen schlecht. Neueste Forschungen zu den Sprachstandserhebungen bei Kindern haben gezeigt: Kinder, deren Mütter Deutsch sprechen können, schneiden besser ab. Selbst in anderen Schulfächern haben solche Kinder bessere Chancen. Denn die Mütter sind oftmals für die Hausaufgabenbetreuung zuständig. Und: Kinder und Eltern motivieren sich gegenseitig, wenn sie zeitgleich die fremde Sprache erlernen.

Grund genug für die vier Schorndorferinnen am Dienstag, 1. April, um 9.30 Uhr mit dem Sprachcafé zu beginnen. Kostenlos und praxisnah. Die Kinder werden in den folgenden eineinhalb Stunden betreut. „Danach ist noch genügend Zeit, das Mittagessen zuzubereiten“, sagt Sybille Ernst. Konflikte mit der Rolle als Hausfrau und Mutter sind minimiert.

Unterstützung bekommen die vier engagierten Damen von der Awo, der VHS und der Stadt Schorndorf, die bereits eine Spende von 2000 Euro vermittelt hat. Die Sprache zu beherrschen, bedeute zu Hause anzukommen, erklärt Ulrich Kommerell vom Sozialamt das Engagement der Stadt Schorndorf. Er bekomme oft genug mit, wie schwierig es für manche ausländische Mitbürger sei, wenn sie bei Behördengängen die Hilfe ihrer minderjährigen Kinder als Übersetzer benötigen.

In der ersten Dreiviertelstunde des Cafés soll es um alltägliche Dinge gehen: Mülltrennung, Einkauf und Zugtickets stehen auf dem Programm. Der Unterricht soll locker, seine Grundlage das offene Gespräch sein. „Bei uns gibt’s keine Bewertungen“, sagt Merve Stöckle. Leistungsdruck soll für die Frauen ein Fremdwort bleiben.

Im zweiten Teil soll das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund stehen. „Wir wünschen uns, dass unter den Frauen ein Netzwerk und Freundschaften entstehen“, sagt Merve Stöckle. Das weitere Programm soll sich an dem orientieren, was den Frauen auf dem Herzen liegt. „Wir wollen offen sein, ihr Vertrauen gewinnen und die alltäglichen Bedürfnisse wahrnehmen.“ Deshalb sind auch gemeinsame Ausflüge nicht ausgeschlossen. „Wenn’s zum Thema passt, gehen wir eben dahin, wo die Lebenswirklichkeit ist“, sagt Ursula Kamps.

Die Initiatorinnen orientieren sich an einer vergleichbaren Veranstaltung in Fellbach. Trotzdem wollen sie eigene Erfahrungen machen. Und: Hier gibt’s andere Probleme und Aufgaben. Die vier Veranstalterinnen hoffen, dass sich möglichst viele Frauen unterschiedlichster Nationalitäten angesprochen fühlen. Deshalb wird der Einladungsflyer derzeit ins Türkische, Griechische und Italienische übersetzt.

Das Sprachcafé findet erstmals am Dienstag, 1. April, von 9.30 bis 11 Uhr in der Karl-Wahl-Begegnungsstätte der AWO statt. Kinder werden während des Cafés betreut. Wer Fragen hat, meldet sich am besten freitags zwischen 14 und 16 Uhr unter ) 0 71 81 / 57 84

Quelle: Schorndorfer Nachrichten
Redakteurin: Michaela Rudnik

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