Fraktion
Diesen Satz hörte ich von Freunden und Bekannten, nachdem ich in den Gemeinderat gewählt wurde. Zunächst freue ich mich jedoch sehr darüber, dass mir viele Schorndorferinnen und Schorndorfer ihr Vertrauen geschenkt haben und mir die Möglichkeit geben, aktiv Einfluss auf die Zukunft unserer Stadt zu nehmen. Gleichzeitig empfinde ich, wie bei jeder verantwortungsvollen Aufgabe, großen Respekt und Demut gegenüber den vielfältigen Anforderungen, die das Amt als Stadtrat mit sich bringt.
Ich schreibe diesen Beitrag, weil ich davon überzeugt bin, meinen Teil zu einem erfolgreichen Schorndorf beitragen zu können. Die Ausgangslage ist nicht rosig – die Kassen der Stadt sind nahezu leer, und das Hochwasser im Juni hat die Situation weiter verschärft. Dennoch ist es entscheidend, wichtige Weichenstellungen für die Zukunft vorzunehmen.
Die klimatischen Herausforderungen werden sich weiter zuspitzen. Daher brauchen wir Maßnahmen, um die Erwärmung der Stadt und der Teilorte zu begrenzen, genauso wie Vorkehrungen gegen Starkregenereignisse. Hierzu zählen Verschattungen, Begrünungen sowie Ausweich- und Abflussflächen für Wasser. Auch das Zusammenleben und der Zusammenhalt in unserer Stadtgesellschaft stehen auf dem Prüfstand, da vielfältige, schnelle und oft schwer überprüfbare Informationsströme zu Verunsicherung führen. Kinder und Jugendliche haben es zudem zunehmend schwerer, sich zu orientieren und ihren Platz zu finden.
„Meine Heimat ist Syrien, aber ich liebe Schorndorf.“ Das hat kürzlich Mohammad Anwar Dawara bei einer Veranstaltung auf die Frage geantwortet, was Heimat für ihn ist. Mohammad Anwar Dawara ist vielen Schorndorferinnen und Schorndorfern bekannt als „Jamel Koch“. Der gebürtige Syrer ist deutscher Staatsangehöriger, wie auch Miroslav Ilic und Tania Giffoni, die ebenfalls bei der Veranstaltung mit dem Bundestagsabgeordneten Macit Karaahmetoglu dabei waren.
Schorndorfer Bürgerinnen und Bürger sind auch die Menschen, die in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg als Flüchtlinge in Schorndorf ankamen. Allein mit den offiziellen Transporten waren das rund 5.000, die hier ihre neue Heimat fanden. Den Menschen schlug in den Anfangsjahren oft große Ablehnung entgegen und sie waren mit vielen Vorurteilen konfrontiert. Doch auch damals schon konnten sie sich auch auf die vielen Schorndorferinnen und Schorndorfer verlassen, die ihnen ehrenamtlich zur Seite standen. Das waren zum Beispiel die „weißen Engel der Künkelinhalle“, wie man damals die Helferinnen vom Roten Kreuz nannte. Maria Schmid kam 1946 von Üröm in Ungarn nach Schorndorf und auf die Frage, wo ihre Heimat sei, antwortet sie 1995 im Rahmen eines Buchprojektes zur Nachkriegszeit in Schorndorf: „Wo sam mr’ daheim? Dort wo unsere Wiege stand oder dort, wo die Freunde, die Familie sind?“
Regelmäßig sind wir mittendrin beim Wochenmarkt und beantworten Fragen unserer Bürgerinnen und Bürger und bekommen wichtige Informationen und Anregungen. Für unsere SPD Fraktion ist es zudem selbstverständlich bei ehrenamtlichen Einsätzen, Arbeiten und Veranstaltungen zu helfen und in den Vereinen mitzuwirken. Bei vielen Terminen, auch in den Ortschaften, sind wir dabei. Wir hören zu, arbeiten, helfen und gestalten mit - in Verantwortung oder zur Unterstützung. Dabei sehen wir, dass es für unser gemeinsames Leben in unserer Stadt so toll ist, dass unzählig viele, vielfältige Menschen sich ehrenamtlich für unser Zusammenleben einsetzen. In den Vereinen und Gruppierungen, in der Nachbarschaftshilfe, im Seniorenforum, in den kirchlichen Gemeinden, im Kinderschutzbund, in der Tafel, im Familienzentrum, in den Schulen, bei der Unterstützung von Geflüchteten, in der Kultur und bei Veranstaltungen, bei der Feuerwehr, dem DRK und dem THW, den Vertretungen im Handwerk und von Geschäftsleuten und noch vieles mehr. Für diesen ehrenamtlichen Einsatz bedanken wir uns als SPD Fraktion.
Das Motto und der Liedtitel „Whatever it takes“ sollten unser Anspruch sein in unsere Infrastruktur in Schorndorf zu investieren - nicht nur um die Bedürfnisse der heutigen Generation zu erfüllen, sondern auch die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder zu sichern. Ich möchte heute insbesondere auf unsere Strom-, Wärme- und Wassernetze eingehen. Sie bilden das Rückgrat unserer Gesellschaft – im Privatem, wie in der Wirtschaft.
Jeder von uns war in der letzten Zeit mit hohen Preisen für Energie bei der Abrechnung von Öl, Gas oder Strom konfrontiert. Das tat dem eigenen Geldbeutel weh und gleichzeitig hat man Sorgen, wie es weitergehen soll. Ein zentraler Schlüssel zur Lösung ist die Eigenproduktion von erneuerbaren Energien zu erhöhen.
In einer Zeit des Wandels und der Unsicherheit stehen wir auch in der Kommunalpolitik vor der Herausforderung, politische Entscheidungen zu komplexen Themenfeldern zu treffen und nachvollziehbare Lösungen für die Belange unserer Bürgerinnen und Bürger zu finden. Es ist leicht, die Entscheidungen der "großen" Politik zu kritisieren, aber wissen wir wirklich um alle Hintergründe, Zwänge und Strukturen, die diese Entscheidungen beeinflussen?
Es gibt keine einfachen Antworten auf die komplexen Fragestellungen unserer Zeit. Doch gerade deshalb sehen wir als kommunale Amtsträgerinnen und Amtsträger unsere Verantwortung, zumindest auf lokaler Ebene das Leben in der Kommune aktiv mitzugestalten. Dabei überwinden wir fraktionsübergreifend Differenzen und finden Kompromisse, um die wichtigen Entscheidungen mit einer starken demokratischen Mehrheit zu treffen.